Neue Ausstellung und Einweihung des Pavillons „Klassenzimmer der Zukunft“
Am 15. April 2025 wird von 17 bis 19 Uhr die Ausstellung „Sorgende Stadt“ eröffnet und der nGbK-Pavillon „Klassenzimmer der Zukunft“ sowie zwölf Hochbeete auf dem Alice-Salomon-Platz eingeweiht.
Die Aktion ist Teil des Projektes „Zwischenräume. Belebung von Campus und Stadtteil“. « Damit sollen Anwohnende und Menschen aus der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH) zu den Schwerpunkten Bildung und Stadtgestaltung zusammengebracht werden. Ideen wie eine „Schule der Zukunft für Hellersdorf“ oder „Kunst trifft Wissenschaft trifft Stadtteil am Alice-Salomon-Platz“ werden vom Anwohner:innenbeirat begleitet und im Stadtraum, bei Filmabenden und Ausstellungen vorgestellt. Zur Eröffnung gibt es künstlerische Beiträge von Jérôme Chazeix (Berlin), Elias Eichhorn (Berlin) und Inventory (Ringwould/Großbritannien und Toulouse/Frankreich).
Zur Ausstellung „Sorgende Stadt“ gibt es ein Rahmenprogramm mit Gesprächsrunden:
23. April, 17 bis 19 Uhr:
„Für ein neues Verhältnis von Bürger:innen-Politik-Verwaltung?“
Beispiele sind: Bürgerräte Marzahn-Hellersdorf und Schulneubau am Auerbacher Ring mit dem Anwohner:innenbeirat „Zwischenräume“ der ASH Berlin, Anwohnerinitiativen „Helene-Weigel-Platz“, „Schulneubau Bruno-Baum-Straße“ und „Schulneubau Auerbacher Ring/Maxie-Wander-Straße“, „Initiative Demokratie. Gerechtigkeit. Bürgerräte Marzahn-Hellersdorf“ und „Heisses Hellersdorf“
30. April, 17 bis 19 Uhr:
„Wir bestellen Respekt“ mit einem angestellten Kurier, einer Leiharbeitskraft, dem Lieferando Workers Collective Berlin und dem Projekt „Joboption Berlin“/ArbeitGestalten GmbH
21. Mai, 17 bis 19 Uhr:
„Leere Shopping Malls und Kaufhäuser: Räume für alle, Räume für alles?“
Mit Katalin Gennburg (Abgeordnete im Bundestag für Die Linke, Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf, Initiative „Sorge ins Zentrum“ und Juliane Witt, Bezirksstadträtin für Soziales und Bürgerdienste, und anderen – in Zusammenarbeit mit „Transferale“ und „Community Spaces“ im „Transfer-Hub“
28. Mai, 17 bis 19 Uhr:
„Post-Konsum und Reparaturkulturen“ mit Melonseeds Collective und ihren Gästen
Pavillon „Klassenzimmer der Zukunft“ und Alice-Salomon-Platz
Nachdem der nGbK-Pavillon auf der Brachfläche am Auerbacher Ring 2024 für die Baufeldfreimachung abgebaut wurde, konnten Anwohner:innen erreichen, dass der Pavillon bis Ende 2026 auf dem Alice-Salomon-Platz stehen kann. Der ehemalige Messepavillon wurde 1971 von Heinz Scheid (ABB Architekten) für die Dresdner Bank entworfen. Bis 1983 stand er auf dem Gelände der Messe Frankfurt/Main und diente dort als Servicecenter für die Kund:innen der Bank.
Der Alice-Salomon-Platz ist das kulturelle, soziale und wirtschaftliche Zentrum des von 92.000 Personen bewohnten Stadtteils Hellersdorf. Von April bis Oktober 2025 wird im Pavillon und an zwölf Hochbeeten das Ausstellung- und Veranstaltungsprogramm „ZENTRUM zwischen Land und Stadt“ durchgeführt. Das Programm möchte die Idee einer Zentralität der städtischen Peripherie zwischen Land und Stadt fördern. Für die Gestaltung der „Metropolregion Berlin-Brandenburg“ kann der Bezirk Marzahn-Hellersdorf geografisch und gesellschaftlich eine zentrale Rolle spielen. Das Programm erarbeitet hierfür Visionen, in direkter Sichtweite des Hellersdorfer Rathauses.
15. April bis 28. Mai 2025: Ausstellung „Sorgende Stadt“
Die Ausstellung bearbeitet die Frage, wie das leerstehende Einkaufszentrum „Marktplatz Center“ am Alice-Salomon-Platz zu einem kommunal-organisiertes Bildung- und Sorgezentrum umgenutzt werden kann.
Der Begriff „Sorgende Stadt“ stammt aus einer kommunalpolitischen Bewegung 2015 in Spanien. In Barcelona, Madrid und Saragossa gewann jeweils ein Bündnis von Kleinparteien, die von Frauen organisiert wurden, kommunale Mandate im Stadtparlament. Ihr Hauptthema war eine Neuorganisation von Sorge-Arbeit: kommunal organisiert und bezahlt, gesamtgesellschaftlich wertgeschätzt. Mit einem ähnlichen Ziel gründete sich 2023 die Kampagne „Sorge ins Zentrum“ in Berlin-Treptow. Sie fügte dem Begriff „Zentrum“ eine stadtplanerische Komponente hinzu: die Sorge-Arbeit soll nicht nur politisch zentraler werden, sondern auch im Stadtbild sichtbar werden. Die Kampagne schlägt vor, dass Sorge-Arbeit in die vielen leerstehenden Läden in Berlins Einkaufszentren zieht. Seit dreißig Jahren dominieren über fünfzig „Shopping Malls“ den Einzelhandel in besten Lagen in Berliner Stadtteilen. Ihr rein kommerziell- und konsumorientiertes Verständnis von Versorgung hat inzwischen zu massenhaftem Leerstand geführt.
In seiner Masterarbeit „Zentren des Glücks“ an der UdK Berlin 2024 untersuchte der Architekt Elias Eichhorn die zukünftige Rolle von zehn Einkaufszentren in der Quartiersentwicklung Berlins, u. a. die des „Marktplatz-Centers“ am Alice-Salomon-Platz. Für die Ausstellung „Sorgende Stadt“ stellt er dar, wie das „Marktplatz Center“ als Teil einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung als Bildungs-, Freizeit- und Sorgezentrum umgestaltet werden könnte. Er zeichnet eine zeitgenössische Version des für diesen Standort 1987 zu DDR-Zeiten geplanten „Hellersdorfer Freizeitforums“, mit Freibad statt Parkhausdach, mit Sporthalle statt Deko-Bedarf, mit Bildung und Pflege statt Konsum und Überfluss.

“Coagulum” c/o Inventory, “Sorgezentrum Helle Mitte” (Ausschnitt) c/o Elias Eichhorn, “Defilement der Mode 0.3.” c/o Jérôme Chazeix (v.l.n.r.)
Die Aktion „Coagulum. Ein vorübergehendes Gerinnsel im Herzen des Handels“ der Künstlergruppe „Inventory“ stellt den Sinn von Einkaufzentren als Symbol für eine Konsum- und Wegwerfgesellschaft in Frage, gesteuert von globalen Konzernen, die oft Ausbeutung und Umweltschäden bei der Herstellung ihrer Produkte in Kauf nehmen. Mit ihrem „Rugby Scrum“ (deutsch: Gedränge im Rugbysport) versuchten sie 2001, die Abläufe in zwei Londoner Malls für einen kurzen Moment zu stören.
Eine Öffnung von Shopping Malls nach Außen wird vom Künstler Jérôme Chazeix thematisiert. Mit seiner Performance „Defilement der Mode 0.3.“ in der Großwohnsiedlung Dresden-Prohlis inszenierte er den öffentlichen Vorplatz des „Prohlis Zentrum“ als offenen, lebendigen Ort, im Gegensatz zum durchregulierten, standandisierten Innenraum der Mall. Draußen vor der Mall veranstalteten neun alkoholisierte Männer eine Modeschau mit gebrauchter Frauenkleidung. In dieser Utopie kleiden sich am Ende sogar Passant:innen um und laufen über den (gelben) „Roten Teppich“ mit.
In Sichtweite des „Marktplatz Centers“ hat der Anwohner:innenbeirat „Zwischenräume“ 2024 sechs Hochbeete aufgestellt und bepflanzt. 2025 kamen noch sechs dazu. Mit den Beeten setzt sich der Beirat für eine umweltgerechte Gestaltung des Alice-Salomon-Platzes ein und vernetzt sich mit weiteren Berliner Urban-Gardening-Projekten. Im Laufe der Ausstellung organisieren sie die Versorgung der Pflanzen und beraten sich mit Passant:innen.
Der Pavillon „Klassenzimmer der Zukunft“ ist Teil des Standortes der „station urbaner kulturen“ der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) in Hellersdorf. Hier bietet die nGbK Anwohnenden, Kunstschaffenden, Schüler:innen und Studierenden einen temporären Raum für Aktivitäten. 2025 und 2026 stellt die nGbK den Pavillon der ASH zur Verfügung. Von April bis Oktober 2025 wird darin das Ausstellungsprogramm „ZENTRUM zwischen Land und Stadt“ vom ASH-Projekt „Zwischenräume“ zu sehen sein. Das Projekt ist Teil vom „Transfer-Hub im Campus-Transferale (CaT)“ an der Alice Salomon Hochschule Berlin von 2023 bis 2027.
Die Aufstellung des nGbK-Pavillons auf dem Alice-Salomon-Platz wird vom Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen unterstützt und von Werner Nasahl unter Mitwirkung von „Hütten und Paläste“ durchgeführt.
Teaser: Page/Hertzsch