Anwohnende wollen 28 Bäume retten
Während des „Boulevards der Klänge“ am 27. September 2025 kamen Anwohnende auf der Brachfläche zusammen, wo bald ca. 60 Bäume für einen Schulneubau gerodet werden sollen. Die naturbelassene Grünfläche inmitten von Wohnblocks ist Teil des sogenannten „Grünen Bandes“ zwischen dem Schleipfuhl und dem Hellersdorfer Graben, der direkt ins Wuhletal fließt. Seit drei Jahren entwickeln die Anwohner:innen Ideen für eine gute Anpassung der künftigen Schule an diesen ökologisch wertvollen Standort.
Die Anwohner:innen finden es gut und wichtig, dass auf der Grünfläche zwischen Auerbacher Ring, Maxie-Wander-Straße und Carola-Neher-Straße im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive ab 2026 gebaut wird, betont Quartiersratssprecher Siegfried Nord, der bei der Aktion dabei war. Aber sie finden es nicht gut, dass so viele Bäume dafür gefällt werden. Sie akzeptieren nicht, dass die Anwohnerschaft bisher über den Neubau nicht informiert wurde und dass vom Berliner Senat keine Bürger:innenbeteiligung vorgesehen ist. Sie präsentierten einen Kompromissvorschlag: 28 Bäume retten, die dort stehen, wo nicht direkt gebaut wird. Besonders absurd findet es Siegfried Nord, dass für den geplanten sogenannten „Chill-Hain” auf dem Außengelände die dort stehenden Bäume gerodet werden soll, die seit dreißig Jahren kräftig gewachsen ist. An dieser Stelle plädieren die Anwohner:innen besonders für einen Dialog mit dem Senat.

Zu den Unterstützer:innen der Aktion gehörte auch MdB Katalin Gennburg (5.v.r.) und MdA Stefan Ziller (6.v.l. stehend)
Zu den Hintergründen, warum sich Anwohnende so für die Bäume einsetzen, erzählt Siegfried Nord: Ein Großteil der Grünfläche zwischen Auerbacher Ring und Maxie-Wander-Straße ist – finanziert mit Steuermitteln – in den 90er Jahren entstanden, als zwei Schulen und zwei Ergänzungsbauten abgerissen wurden. Die Fläche ist inzwischen renaturiert und funktioniert zwischen den Wohnblocks als Biotop, Soziotop und Lernraum. Von 2016 bis 2024 fanden künstlerische und pädagogische Aktivitäten von Anwohnenden, Erziehenden, Künstler:innen, Lehrenden und Studierenden auf der Fläche statt. Partner:innen bei den Aktivitäten waren vor allem der Kunstverein nGbK, die Alice Salomon Hochschule Berlin, das Quartiersmanagement Boulevard Kastanienallee, die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie die Ämter für Kultur, Schule, Sport und Stadtentwicklung des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf. Alle zusammen bildeten ein langjähriges, festes Bündnis für Demokratiestärkung im Bezirk. Neben zahlreichen kurzfristigen Aktivitäten entstanden bis zur Baufeldfreimachung im Oktober 2024 eine Sportfläche, ein Nachbarschaftsgarten und ein „Klassenzimmer im Freien“. Die beiden letzteren sind inzwischen abgebaut.
Von November 2021 bis Mai 2023 arbeitete eine Gruppe von Anwohner:innen im „Arbeitskreis Schule der Zukunft“ des Kunstvereins nGbK mit. Der Arbeitskreis führte als Zuarbeit für das Schulbauvorhaben einen Beteiligungsprozess zum Thema „Schulneubau auf der Grünfläche“ durch. Bisher interessiert sich die Berliner Schulbauoffensive für die Zuarbeit nicht. Auf Anfrage teilte der Senat für Bildung, Jugend und Familie im Juli 2024 dem Landespetitionsausschuss mit, dass in der Schulbauoffensive keine Bürgerbeteiligung vorgesehen sei.



