Eine Stadtteilmutter für Marzahn-Hellersdorf
Jeden Mittwoch ab 16.30 Uhr zieht der Duft von Kaffee, Tee und frischem Kuchen durch den großen Raum im Souterrain des Hauses „Aufwind“. Dann öffnet das interkulturelle Frauensprachcafé, ein Angebot des vom Senat geförderten Familienzentrums “proNobis”. Während die Frauen fröhlich plaudern, spielen nebenan die Kinder.
Wer jetzt denkt, hier werden Vokabeln gebüffelt, der irrt. Natürlich bringt die eine oder andere Frau, die gerade einen Deutschkurs absolviert, ein paar „Hausaufgaben“ mit, aber davon profitieren alle. Sie verbessern ihre Sprachkenntnisse, die deutschen Frauen erfahren etwas über andere Kulturen. „Wir lernen voneinander,“ betonen alle und natürlich kommt auch der Spaß nicht zu kurz. Die Frauen kommen aus Ungarn und Moldawien, aus Mazedonien und Albanien, aus Syrien und Afghanistan und aus Hellersdorf. An diesem Nachmittag gibt es etwas zu feiern, eine der Frauen hat endlich einen Kitaplatz für ihre Zwillinge bekommen.
Unter den Frauen sind Madalina Todirascu und Mevlide Lahu, eine Familienlotsin und die neue Stadtteilmutter von Marzahn-Hellersdorf. Beide sind in der Gemeinschaftsunterkunft in der Maxie-Wander-Straße Ansprechpartnerinnen für die Eltern und betreuen dort gemeinsam das wöchentliche Elterncafé, das im vorigen Jahr eingerichtet wurde. „Das ist ganz gut angelaufen“, sagt Mevlide Lahu, „die Eltern kommen gerne und lassen sich beraten, wenn sie zum Beispiel Probleme mit Unterlagen haben. Viele wollen sich aber einfach nur unterhalten, manchmal auch über ihre Fluchterfahrungen. Da kann ich Kontakte knüpfen und Termine für Hausbesuche machen.“
Seit 2006 gibt es in Berlin Stadtteilmütter, zuerst in Neukölln, dann in Kreuzberg , später auch im Wedding. Alle Stadtteilmütter haben einen Migrationshintergrund und besuchen Familien zu Hause, die aufgrund sprachlicher oder kultureller Barrieren kaum oder gar nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Sie reden mit den Familien u. a. über Bildung und Sprache, Gesundheit und Erziehung. Seit dem vergangenen Jahr gibt es in jedem Berliner Bezirk mindestens eine Stadtteilmutter.
„Am Angebot hat sich nichts geändert“, betont Mevlide Lahu, „auch ich besuche die Familien. Wer schon Deutsch spricht, kommt zu uns, um sich beraten zu lassen oder auch die Sprachkenntnisse zu verbessern. Anfangs habe ich mich in den beiden Unterkünften – wir betreuen auch die Einrichtung in der Albert-Kuntz-Straße – beim Elterncafé vorgestellt. Zuerst sind die albanisch sprechenden Bewohner zu mir gekommen, dann die anderen. Bei Sprachproblemen helfen mir die Integrationslots*innen.“
Einige Familien aus der Unterkunft haben mittlerweile eine eigene Wohnung. Für sie und alle anderen, die nach Hellersdorf gezogen sind oder schon lange hier leben gibt es Angebote im Haus „Aufwind“ wie das Elternfrühstück, die Spiel- und Bewegungsgruppe, den Mehrlingstreff, die Hebammensprechstunde, den Spiel- und Kreativnachmittag, den Schülerclub und das Frauensprachcafé. Hinzu kommen regelmäßige Kurse für Familien wie FuN Baby und FuN Familie, die Eltern-AG und Erste-Hilfe am Kind, ein Kurs mit reger Beteiligung.
Inzwischen finden immer mehr Eltern den Weg ins Haus „Aufwind“. „Es hat eine Weile gedauert, bis sie sich getraut haben, wir mussten sie zuerst immer begleiten“, erinnert sich Familienlotsin Madalina Todirascu, „jetzt kommen einige sogar von ziemlich weit her zu uns.“
Wenn es um die Suche nach Wohnung oder Kitaplatz geht, sind die beiden Frauen manchmal auch noch dabei. Bei speziellen Problemen vermitteln sie die Ratsuchenden an andere Beratungsstellen. „Wichtig ist, dass die Familien selbstständig werden“, sagt Stadtteilmutter Mevlide Lahu, „wir erfüllen da nur eine Brückenfunktion.“
Derzeit werden die Veranstaltungen für dieses Jahr geplant. Ab 7. Februar 2019 gibt es ein neues Angebot: „Näh-Strick-Kreativ“, ein offenes Angebot für Erwachsene, jeden Donnerstag von 10 bis 12 Uhr. Natürlich gibt es auch weiterhin den bunten Familiensamstag im „Haus Aufwind“, jeden 1. Samstag im Monat von 10 bis 13 Uhr.
Sicher wird wieder ein Sommerfest dabei sein, darauf freuen sich besonders die Kinder, auch das interkulturelle Kochen wird es weitergeben. Die Stelle von Mevlide Lahu besteht vorerst bis zum Jahresende. Nicht nur das Bezirksamt befürwortet eine Verlängerung, denn es hat sich gezeigt, wie wichtig auch in Marzahn-Hellersdorf die Unterstützung für Eltern ist, ganz gleich welcher Herkunft.
Deshalb gibt es auch das “Eltern-Café” jeden Montag ab 7.30 Uhr an der Schleipfuhl-Grundschule, organisiert von Mitarbeiterinnen aus dem Haus “Aufwind” und gefördert aus dem Programm Soziale Stadt. Bei Kaffee und Tee können sich Eltern untereinander austauschen, mit Lehrkräften sprechen und sich Tipps geben lassen zum Schulalltag und zur Erziehung, zum Umgang mit den Hausaufgaben und vieles mehr.
Was? | Interkulturelles Frauensprachcafé |
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Wann? | Mittwochs, 16.30-18.30 Uhr |
Wo? | Haus „Aufwind“, Nossener Straße 89, 12627 Berlin |
Ansprechpartnerinnen
Stadtteilmutter
Mevlide Lahu
Tel.: 0176-12 00 44 72
stadtteilmutter-lahu@jao-berlin.de
Familienlotsin
Madalina Todirascu
Tel.: 0157-85 12 41 54
todirascu@jao-berlin.de