Bunte Wände in der Gemeinschaftsunterkunft
Sie leuchten schon von Weitem – die bunten Flächen vor und hinter dem Eingangsbereich an der Gemeinschaftsunterkunft an der Maxie-Wander-Straße.
Wer genauer hinschaut, meint Flaggen zu erkennen und das stimmt auch. Das Künstlerduo Various & Gould hat mit Kindern und Jugendlichen aus der Unterkunft und dem Jugendklub „U5“ die einst grauen Flächen verschönert, gefördert mit Mitteln aus dem Programm BENN – „Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften“.
Die beiden Künstler hatten im Quartier Boulevard Kastanienallee im Rahmen des internationalen Wettbewerbs „Kunst im Untergrund“ eine erfolgreiche Aktion durchgeführt. Ein paar Wochen später kam eine Anfrage aus der Gemeinschaftsunterkunft, ob sie denn vielleicht ein Projekt mit Kindern und Jugendlichen machen würden? Die beiden hatten schon Erfahrungen damit, denn sie bieten Workshops zu verschiedenen Themen an für Jugendliche und auch Erwachsene. Also überlegten sie sich etwas und schlugen eine Fläche mit künstlerisch bearbeiteten Flaggen vor.
Als erstes beschäftigten sich die Kids mit den Fragen: Welche Flaggen gibt es? Welche sieht gut aus? Als Ergebnis lagen dann einige Staatsflaggen vor, aber auch welche von Fußballvereinen. Danach wurden diese zerschnitten und in Collagen neu zusammengesetzt, denn die Aufgabe hieß: Stellt Euch vor, Ihr kommt in ein fremdes Land, das noch keine Flagge hat, aber dringend eine braucht. Bei der Auswahl mussten die Künstler sensibel vorgehen, für Geflüchtete sind Flaggen ein wichtiges Identifikationsmerkmal mit dem Heimatland. Aber es gab keine Probleme.
Neben der Arbeit am Projekt kamen sich die Kinder und Jugendlichen näher. Es gab ja bereits viele Kontakte, Jugendliche aus der Unterkunft kamen oft in den Jugendklub. Die, die sich schon kannten, arbeiteten auch zusammen. Wie bei Jugendlichen üblich, gab es ein ständiges Kommen und Gehen. Jeden Tag haben sich die Gruppen neu zusammengesetzt, das war manchmal nicht einfach, aber es hat dann doch geklappt. Zwei Jugendliche aus dem Klub waren sogar jeden Tag da und haben sich richtig bemüht, genau und präzise zu sein.
Dann ging es an die praktischen Arbeiten. Mit Schutzanzügen, Handschuhen und Atemmasken wurden die Flaggen auf die Wände übertragen. Zuvor hatten die Jugendlichen die einzelnen Farbflächen angeordnet, damit sie auch in die von der „Platte“ vorgegebenen Felder passen. Die Malerarbeiten wurden von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Gemeinschaftsunterkunft genau beobachtet, manchmal kam auch jemand direkt auf sie zu und lobte die Aktion. Das spornte natürlich an.
Heute ist es für jeden Besucher und jede Besucherin der Einrichtung ein freundlicher Empfang und die Kinder versuchen sich immer noch im Flaggenraten.
RF