Vorgestellt: Das Projekt “Schul-EuLE”
„Schul-EuLE“ bedeutet „Schule, Eltern und Lehrer*innen, Erzieher*innen“ und möchte die Kommunikation zwischen Eltern und Fachkräften in der Schule stärken. Der Leitfaden dazu wird gerade verteilt. Nun werden die Unterstützungsangebote für Familien erfasst und aufbereitet.
Es ist Montagabend. Eine Gruppe Frauen hat sich im Haus „Aufwind“ des Jugendwerks Aufbau Ost JAO gGmbH versammelt. Vor ihnen auf dem Tisch zusammengeheftete Papierseiten mit unbekannter Schrift. Was war jetzt Ukrainisch und was Russisch? Es geht darum, den Leitfaden für Eltern „Hilfe, ich muss in die Schule“, der neben Deutsch in acht Sprachen erscheinen soll, für den Druck vorzubereiten. Seit Februar 2021 haben sie daran gearbeitet, mit Eltern und pädagogischen Fachkräften gesprochen und dann einfache Anregungen verfasst, die Eltern Sicherheit geben sollen bei Gesprächen in der Schule.
Christiane Neubert, die das Projekt leitet, erinnert sich an die Anfänge: „Vor fünf Jahren gab es gemeinsam mit der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH Berlin) das Projekt ElfE – Eltern fragen Eltern. Wir hatten festgestellt, dass es immer wieder Kommunikationsprobleme in der Kita zwischen Eltern und Erziehenden gab. Damals entstanden mit den Eltern die Dialogkarten, mit deren Hilfe Gespräche und Kontakte erleichtert werden sollten. Dann kamen die Kinder in die Schule und die Probleme blieben. Die beteiligten Eltern wollten weitermachen. Inzwischen arbeiteten wir auch ohne die ASH daran weiter. Die Idee war ein Heft für gelingende Elterngespräche. Wir haben analysiert, welche Schwierigkeiten es gibt und wo es bei der Kommunikation hakt. Dann kam Corona und neue Probleme traten auf wie das Homeschooling.
Wir stellten fest, dass es auch ein Informationsdefizit gab. Viele wussten nicht, dass man beispielsweise zum Lehrer*ingespräch auch jemanden mitnehmen darf, dass es Dolmetscher für nichtdeutschsprachige Eltern gibt, dass das Thema vorher bekannt sein muss und auch die Eltern selber Themen anregen können. Dazu haben wir auch Lehrerinnen und Lehrer gefunden, die ihre Sicht eingebracht haben. Dass unser Konzept richtig war, zeigten die Rückmeldung: Genau das brauchen wir!“
Zu der Projektgruppe gehören neben den Eltern die Stadtteilmütter, die Pädagoginnen und Pädagogen und weitere Fachkräfte. Viel Unterstützung kam auch aus dem Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf. Angelika Engelmann hatte schon früher die Angebote im Haus „Aufwind“ genutzt. Als sie gefragt wurde, ob sie mitmachen möchte, hat sie zugesagt und es nicht bereut. „Ich kann hier meine Erfahrungen einbringen, ich habe selbst zwei Kinder. Für mich habe ich auch viel mitnehmen können. Ich habe schon jede Menge Hefte verteilt und es freut mich immer wieder, wenn ich höre, wie gut es angenommen wird.“ So ähnlich war es bei Katja Marx, die drei Kinder hat und derzeit eine Ausbildung zur Sozialassistentin macht. „Ich habe das Heft in unserer Kita verteilt, die waren begeistert.“
Eine andere Mutter betont, dass auch sie von der Mitarbeit im Projekt profitiert hat. „Ich war ja von Anfang an dabei und als dann mein Kind in die Schule kam, hat mich das noch mal motiviert, weiterzumachen. Für mich und meine Sorgen war auch Platz und mir wurde geholfen.“ Sie hätten die Coronazeit überstanden und wüssten jetzt alle, was ein Zoom-Meeting ist, meint sie augenzwinkernd. Aber auch andere Sachen, die sie gelernt hätten, wären hilfreich gewesen, wie zum Beispiel Interviewführung. Es gab auch interessante Gäste wie Norman Heise, Vorsitzender des Landeselternausschusses. Wichtig sei zudem gewesen, sich mit den Strukturen und den Netzwerken in der Kinderbetreuung zu befassen.
Obwohl die Finanzierung immer schwierig war, wäre es immer weitergegangen. Auch für nächstes Jahr sei diese noch nicht geklärt. Von den 16 Projektmitarbeitenden sind übrigens drei Männer, davon ein Sozialarbeiter und Erzieher und ein Aktiver im Bezirkseltern-Ausschuss. Bei den jährlichen Familientreffen sind auch die Väter eingeladen. Besonders stolz sind die Frauen auf die Resonanz. Das Interesse ist groß, die Hefte werden in ganz Berlin und auch in Brandenburg verteilt.
Nun beginnt die nächste Etappe bis Ende des Jahres. Die vorhandenen Unterstützungsangebote werden erfasst und aufbereitet. Eltern sollen erfahren, dass sie nicht perfekt sein und alles können müssen und es kein Makel ist, wenn sie wissen, wo sie sich Unterstützung holen können.
Leitfaden “Hilfe, ich muss in die Schule” (deutsch) als PDF