Vorgestellt: Das Projekt „familienkraft”
Das in diesem Jahr gestartete Projekt „familienkraft ― Elternnetzwerk zur Elternaktivierung und -bildung” läuft unter Trägerschaft des Vereins Sozialdiakonische Kinder- und Jugendarbeit im Verbund e. V. bis August 2026. Die Sozialpädagogin und Projektleiterin Nicole Kühler stellt das Projekt vor.
In der täglichen offenen Arbeit mit Kindern im Schülerzentrum „Kraftwerk” haben wir regelmäßigen Kontakt zu deren Eltern, manchmal auch ganz spontan. In den Tür-und-Angel-Gesprächen mit ihnen wurde über die letzten Jahre deutlich, dass die Eltern ein Angebot suchen, wo sie sich treffen und gemeinsam mit ihren Kindern Aktionen nutzen können. Bei unseren kleineren Angeboten im Rahmen der offenen Arbeit wurde sehr schnell deutlich, dass der Bedarf viel höher ist, als wir abdecken können. Auf dieser Grundlage wurde das Projekt “familienkraft” entwickelt. Wir wollen Familien mit Schulkindern einen Ort bieten, wo sie sich treffen können und informelles Lernen stattfindet.
Viele Eltern stehen aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen dem System Schule eher distanziert gegenüber und können ihren Kindern nicht den nötigen Rückhalt bei der Bewältigung der Anforderungen des Schulalltags geben. Dadurch entwickeln viele Kinder ebenfalls eine schuldistanzierte Haltung und versuchen, den Schulbesuch zu vermeiden. In meiner Arbeit zeigt sich oft in Gesprächen, dass zwar die Eltern einen guten Schulabschluss für ihre Kinder wünschen, aber nicht wissen, wie sie sie dabei unterstützen können.
Meine Beobachtung ist auch, dass übermäßiger Handy- und Spiele-Konsum in den Familien erlaubt ist und dadurch gemeinsames Spielen mit analogen Mitteln erst erlernt werden muss. Ein weiteres Problem ist, dass in den Familien Grenzen und Regeln oft nicht definiert oder eingehalten werden, sofern es überhaupt Regeln gibt. In unserer Einrichtung müssen die Kinder also häufig erst lernen, dass es einfacher ist, das Zusammenleben mit gemeinsamen Regeln zu gestalten. Im besten Fall hat das Auswirkungen auf die eigene Familie, sodass auch dort Regeln besser umgesetzt werden können. Nicht verinnerlichte Regeln und Grenzen sind oft Ursache für ein gesteigertes Aggressionspotential: Immer dann, wenn Konsequenzen gefragt sind.
In vielen Familien ist es an der Tagesordnung, sich nur in Einwort-Sätzen zu unterhalten. Oft wird lediglich eine Aussage getroffen, ohne dass es möglich ist, das dahinterliegende Bedürfnis zu formulieren. Dadurch kommt es zu Missverständnissen. Da kommt mir als Ansprechperson eine gewisse Übersetzungsfunktion zu. Ich muss zunächst herausfinden, was das Kind oder die Eltern sich voneinander wünschen. Für ein besseres Verständnis rede ich dabei in einfacher Sprache.
Mit der Kita „Regenbogen” und dem JAO-Familienzentrum „Haus Aufwind”, die sich in direkter Nachbarschaft befinden, haben bereits gemeinsame Feste und Aktionen stattgefunden. Es sind weitere geplant. Kontakte zur evangelischen Gemeinde Hellersdorf und zu Gemeinden im Kirchenkreis Berlin Stadtmitte bestehen ebenfalls. Dort findet kollegialer Austausch statt.
Einmal im Monat wird es ein regelmäßiges Angebot geben:
22. September 2024 – Ausflug in den Berliner Tierpark
13. Oktober 2024 – Ausflug ins Technikmuseum
16. November 2024 – Gemeinsame Kochaktion über dem Feuer
14. Dezember 2024 – Weihnachtsbäckerei und Bastelwerkstatt
19. Januar 2025 – Schlittschuhlaufen und Winterpunsch
16. Februar 2025 – Ausflug mit Bowling, im Anschluss Feuerschale und Stockbrot
Wir haben festgestellt, dass sich Feste und Aktivitäten großer Beliebtheit erfreuen. Die Familien haben dabei immer wieder die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen und sich auf diesem Wege mit ihren Problemen nicht alleine zu fühlen. Bei allen Begegnungen der Familien wird auch deutlich, dass sie voneinander lernen können. Viel Anklang finden auch Gruppenspiele. Familien genießen, mit Anleitung gemeinsame Erlebnisse zu haben. Außerdem sind Kurse wie zum Beispiel „aktives Zuhören erlernen” geplant, in denen die Familien gestärkt werden, eine bessere Kommunikation untereinander zu etablieren und zu pflegen.
Der Kontakt zu den Eltern hat sich gut entwickelt. Wir haben herausgefunden, was sie brauchen und werden unsere Angebote entsprechend anpassen. Nach ersten gemeinsamen Ausflügen und Erkundungen mit Elterngruppen sind bereits weitere geplant. Bisher wurden alle Angebote dankbar angenommen und die Reaktionen der Eltern waren durchweg positiv.
Das Projekt “familienkraft ― Elternnetzwerk zur Elternaktivierung und -bildung” (Träger: Sozialdiakonische Kinder- und Jugendarbeit im Verbund e. V.) wird durch Mittel aus dem Programm “Sozialer Zusammenhalt” gefördert.