Neue Ausstellung: „Lucien Kroll in Hellersdorf. Eine Baustelle“
Die Ausstellung in der station urbaner kulturen vom 26. März bis 28. Mai 2022 ist dem belgischen Architekten Lucien Kroll gewidmet, der am 13. März seinen 95. Geburtstag feierte. Neben historischem Bildmaterial und aktuellen Fotografien werden erstmalig aus dem Französischen übersetzte Texte in der begleitenden Publikation „Lucien Kroll in Hellersdorf“ aufbereitet. Interessierte sind herzlich eingeladen zum Soft Opening am 26. März 2022, ab 17 Uhr. Bitte vorher anmelden unter Tel.: 0173 200 96 08, E-Mail. Es ist ein 3G-Nachweis erforderlich und es gilt die FFP2-Maskenpflicht.
Programm
26. März 2022, 15 Uhr: Studio-Gespräch (deutsch) mit Urs Kohlbrenner, Planer des Quartierskonzepts Hellersdorf, 1992
26. März 2022, ab 17 Uhr: Soft Opening
29. März 2022, 18 Uhr: Studio-Gespräch (deutsch) mit Inken Baller, Kontakt-Architektin bei Lucien Kroll, Berlin
31. März 2022, 18 Uhr: Studio-Gespräch (englisch) mit Dag Boutsen, Professor für Architektur KU Leuven und Rob Hendriks, DAAD Architecten, Groningen
Im Jahr 1994 sollte Lucien Kroll und sein Atelier d’Urbanisme, d’Architecture et d’Informatique (Büro für Urbanistik, Architektur und Informatik in Brüssel) auf Einladung der Wohnungsbaugesellschaft WoGeHe die großdimensionierten Siedlungsformate von Berlin-Hellersdorf überdenken und umwandeln. Dies war Teil einer letztlich unvollendeten Sanierung der Siedlung, damals begleitet durch zahlreiche Kunstprojekte.
Krolls Entwurf von 1994 artikuliert beispielhaft eine Zukunftsvision für die Großsiedlungen am Rande unserer Städte, die an Aktualität nichts eingebüßt hat. Das Atelier Kroll entwickelte einen architektonischen und ökologischen Werkzeugkasten, der die WoGeHe in die Lage versetzen sollte, auf zukünftige Veränderungen der folgenden 25 Jahre in der Großsiedlung behutsam und intelligent zu reagieren. Er schlug vor, die Siedlung in Berlin-Hellersdorf in Phasen von 1994 bis 2019 abzustufen, die Wohnungen flexibel umzugestalten und die Innenhöfe als kommunikative Orte zu etablieren. Er trägt darüber hinaus einen neuen Umgang mit den „Plattenbauten“ und deren Außenflächen vor. Zudem sollten von Anwohner*innen selbstdefinierte Erweiterungen die Siedlung immer weiter auswuchern lassen.
1996 erscheint im Verlag L’Harmattan eine kleine Dokumentationsbroschüre „ENDLICH ZU HAUSE – Sanierung von Fertigteilgebäuden“. Wenige Unterlagen und das bislang nur in französischer Sprache erschienene Buch von Kroll sind somit die verbliebenen Zeugnisse der geplanten Umgestaltung. In der Siedlung selbst wurden nur einzelne Dekorationselemente realisiert. Die Grundidee wartet noch immer auf Umsetzung.
Die Ausstellung wird zur Erkundungsstation, die mit den Funden und vor Ort geführten Gesprächen mit damals Beteiligten wächst. Eine Bild-Essay-Strecke des Fotografen Arne Schmitt (Köln/Zürich), die Gestaltungsarbeit der Grafikerin Madeleine Stöber (Berlin) sowie Beiträge von Jochen Becker (station urbaner kulturen) und Jesko Fezer (Studio Experimentelles Design, Hochschule für Bildende Künste Hamburg) ordnen die Planungen von Lucien Kroll in die Gegenwart ein. Die Ausstellungsarchitektur wird mit Unterstützung der Kooperative für Darstellungspolitik entwickelt. Eine Publikation im adocs Verlag Hamburg in Kooperation mit dem Verlag der nGbK führt die Ergebnisse zusammen. Die Publikation ist finanziert aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Öffnungszeiten:
Do und Sa, 15–19 Uhr