Mitte in der Pampa – Kunstaktion am Cottbusser Platz
Am 18. September wird um 16 Uhr auf dem Bahnsteig der U5 am Cottbusser Platz die Kunst-Installation „A Migrant’s Journey“ von Elizabeth Wood aus Kanada eröffnet. Gedichtzeilen aus Wilhelm Müllers „Die Winterreise“ von 1823/24 erzählen von einem jungen Mann, der sein Dorf verlässt, um Frieden zu suchen. Sie stehen für mögliche heutige Erfahrungen von Migrantinnen und Migranten an Orten wie Hellersdorf, an denen es spürbare Anfeindungen gegeben hat.
Um 17 Uhr wird dann auf der Grünfläche vor dem Bahnhof am Ausgang Carola-Neher-Straße/Auerbacher Ring der „Place Internationale“ der AG Kunst im Untergrund eingeweiht. Dazu gibt es auch Gespräche mit einigen beteiligten Künstlerinnen und Künstlern.
Der offene, internationale Wettbewerb „Kunst im Untergrund“ der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (nGbK) unter dem Titel „Mitte in der Pampa“ geht in die nächste Runde. Von September 2016 bis Ende 2017 werden acht ortsbezogene künstlerische Arbeiten im Bereich der U5 und U55 von Katrin Glanz, Claude Gomis & Saskia Köbschall, Laura Horelli, Anna Kowalska, Diana Lucas-Drogan, Ellen Nonnenmacher & Eva Randelzhofer, Various & Gould und Elizabeth Wood realisiert. Sie thematisieren die ästhetischen, stadträumlichen und gesellschaftspolitischen Verhältnisse zwischen Zentrum und Peripherie in Berlin: Wie werden in der „Mitte“ Entscheidungen gefällt, die sich in der „Pampa“ auswirken? Welche Potentiale hat eigentlich die „Pampa“?
Hauptaustragungsort ist, wie bereits 2014/15 bei der Aktion „Was ist Draußen?“, der Stadtteil Berlin-Hellersdorf an der U5. Die Linie verbindet aktuell zwei Großprojekte: die U5-Verlängerung in Mitte sowie das Stadtentwicklungsprojekt IGA Berlin 2017 in Hellersdorf. Beide Projekte haben erhebliche Auswirkungen auf ihr jeweiliges Umfeld.
Zentrales Aktionsfeld von „Mitte in der Pampa“ ist die weitläufige Grünfläche vor dem U-Bahnhof Cottbusser Platz. Hier werden in zeitlicher und räumlicher Nähe der IGA die Begriffe „International“, „Garten“ und „Ausstellung“ aus unterschiedlichen Perspektiven erkundet. Hellersdorf ist geprägt durch Menschen unterschiedlicher Herkunft: Neben einer steigenden Anzahl von Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchteten wohnen im Viertel viele „Russlanddeutsche“. Die Umgebung bilden DDR-Plattenbauten, der Regine-Hildebrandt-Park, eine Sporthalle, das Jugendzentrum „U5“ und eine Neubausiedlung. Tatsächlich war der Bezirksteil in den 1980er Jahren als Gartenstadt geplant worden. Heute gibt es wildes Gestrüpp und neu Gepflanztes, einen Bolzplatz und zahlreiche Trampelpfade. Eine Aluminiuminstallation erinnert daran, dass bei Ausgrabungen hier der Siedlungsursprung von Hellersdorf gefunden wurde: Vergangenheit, Gegenwart und künftiges Hellersdorf schieben sich ineinander. Die Grünfläche wird nun zum Ort des Austausches für Anwohnerinnen und Anwohner und Andere.
Im Rahmen eines Projekts der AG Kunst im Untergrund wird die Grünfläche als „Place Internationale“ mit der künstlerischen Rekonstruktion einer Siegessäule markiert. Sie erinnert an Napoleons Siegessäule, die am 16. Mai 1871 auf dem Pariser Platz Vendôme durch die Kommunarden gestürzt wurde. Der Maler Gustave Courbet hatte den Denkmalsturz während der aufständischen Zeit der Pariser Commune maßgeblich initiiert. Er ließ über den Rückbau demokratisch abstimmen und den Platz vor dem Sturz sogar mit Stroh und Mist auslegen. Daraufhin wurde der Platz feierlich in “Place Internationale” umgetauft.
Am 18.9. wird der Sockel der Säule auf der Grünfläche eingeweiht. Zu den späteren Veranstaltungen von „Mitte in der Pampa“ wird die Säule auf der Grünfläche aufgerichtet und gestürzt.
Auch bis 18.9. zu sehen: Ausstellung der internationalen Einreichungen zum offenen Kunstwettbewerb „Mitte in der Pampa“ in der Projektzentrale „station urbaner kulturen“, Cecilienplatz 5, am U-Bahnhof Kaulsdorf-Nord, geöffnet Do bis Sa 15-19 Uhr, am So 18.9. nach Vereinbarung unter Tel.: 0173 200 96 08, oder E-Mail: info@kunst-im-untergrund.de, www.kunst-im-untergrund.de, www.ngbk.de.
„Mitte in der Pampa“ ist ein Projekt der neuen Gesellschaft für bildende Kunst in Kooperation mit dem Amt für Weiterbildung und Kultur Marzahn-Hellersdorf und wird finanziert von der Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Kunst im Stadtraum sowie von BVG, Berliner Fenster, Draussenwerber, Wall AG und der Lotto-Stiftung unterstützt.
RF