“Marzahn Mon Amour” jetzt verfilmt
Von der Bücherbestsellerliste ins Fernsehen: Die Geschichten einer Fußpflegerin aus Marzahn sind ab 14. März 2025 in der ARD-Mediathek zu sehen und am 21. März ab 23.50 Uhr im Ersten.
Katja Oskamp ging es wie vielen Menschen nach der Wende. Sie, Mitte vierzig, musste sich neu orientieren. Eigentlich war sie Schriftstellerin, aber keiner wollte mehr ihre Manuskripte. Also schulte sie um und wurde Fußpflegerin. In den Augen vieler war sie nun ganz unten angekommen. Aber Katja Oskamp ließ sich nicht unterkriegen und arbeitete in einem Salon in Marzahn. Dort traf sie die unterschiedlichsten Menschen und Lebensentwürfe. Daraus entstand der Bestseller „Marzahn Mon Amour“, der vor kurzem als sechsteilige Serie von der ARD verfilmt wurde.
Eine Woche zuvor wurde die Serie der Presse vorgestellt. Eingeladen hatte UFA Fiction, die die Serie für die ARD Degeto Film für die Mediathek produziert hatte. Mit dabei die vier Hauptdarstellerinnen und ihre Kolleg:innen in den „Nebenrollen“. Ältere Zuschauer:innen werden die meisten von ihnen noch aus früheren Zeiten kennen wie Hermann Beyer, Ursula Werner, Monika Lennartz und Carl Heinz Choynski. Die Rolle der Kathi Grabowski, das Alter Ego von Katja Oskamp, spielt Jördis Triebel. Die Schauspielerin lebte in den 80ern in Marzahn. Sie mochte diese Aufbruchstimmung, denn damals gab es überall noch Baustellen. Bei den Dreharbeiten hätte sie sich das zweite Mal in den Stadtteil verliebt. „Die Menschen haben uns herzlich aufgenommen, das waren richtig schöne fünf Wochen“, schwärmte sie. „Ich hatte das Gefühl, das sind meine Wurzeln“. Schon der Roman war lange vor den Dreharbeiten „ein kostbarer Schatz und eine seltene Perle“ und beeindruckte sie vor allem durch die einfühlsame und wertfreie Art, wie Katja Oskamp ihre Figuren beschrieben hatte. Das hatte sie überzeugt, in der Verfilmung mitzuspielen. „Katja und ich kannten uns bereits von einem früheren Projekt, das leider nicht umgesetzt wurde“, erzählte sie in einem Interview. „Umso dankbarer war ich, durch ‚Marzahn mon Amour‘ wieder mit ihr in Kontakt zu treten und ihr all die Fragen stellen zu können. Wir trafen uns zu langen Spaziergängen in Lichtenberg und es war für mich ein echtes Geschenk, ihr zuzuhören.“

Stellten sich den Fragen der Presse: Yvonne Yung Hee Bormann, Carl Heinz Choynski, Monika Lennartz, Hermann Beyer, Jördis Triebel, Maja Bons und Deborah Kauffman (v.l.n.r.), Foto: R. Friedrich
Deborah Hoffmann, die Kosmetikerin Lulu Moll, ist in Kleinmachnow geboren. Ihre erste Filmrolle war das Baby in „der Mann, der nach der Oma kam“, inzwischen ist sie auf Theaterbühnen und in Kino- und Fernsehfilmen zu sehen. Sie bekennt, noch nicht oft in Marzahn gewesen zu sein. Völliges Neuland war der Bezirk für Yvonne Yung Hee Bormann, die die Chefin des „Beauty Oase Marzahn“ spielt. Sie ist in Südkorea geboren und in Bremerhaven aufgewachsen, „in einem Hochhaus“. Die Regisseurin Clara Zoë My-Linh kommt aus München und studierte an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Bei der Vorbereitung auf das Projekt habe sie viele Tage in Marzahn verbracht, um den Ort zu verstehen und das, was Katja Oskamp darin sehe. Und sie habe es „richtig lieben gelernt und diesen liebevollen Blick dafür entwickelt.“ Ihr Großvater, der vorletztes Jahr verstarb, hatte ihr den Roman geschenkt. „So kurze Zeit nach seinem Tod genau dieses Projekt anvertraut zu bekommen und die Möglichkeit zu haben, mit Menschen zu arbeiten, die in seinem Alter waren, hat mir sehr viel bedeutet.“ Es war ihr eine Ehre, wie sie sagt, mit so vielen Schauspieler:innen zu arbeiten, deren Geschichten tatsächlich mit Ost-Berlin verbunden sind und die sehr viele verschiedene Versionen der Stadt kennengelernt haben.

Screenshot aus der ARD-Mediathek.
Natürlich wurden die Schauspieler:innen auch gefragt, wie sie die Dreharbeiten erlebt haben. Wie war das denn, anderen Leuten an die Füße zu gehen? Und waren es wirklich die echten Füße der Akteure? „Ich fand es unheimlich schön, die Füße der Kolleg:innen zu behandeln“, erklärte Jördis Triebel. Und Hermann Beyer, der den grantigen Herrn Schimke spielt, bestätigte: „Ja, es waren meine Füße und es war angenehm.“ Er hatte am Anfang mit dem Roman so seine Probleme, aber Jördis Triebel habe ihn dann doch überzeugt, mitzumachen, auch weil das „Ekelpaket“ Herr Schimke im Film etwas abgemildert worden war. Deborah Hoffmann hatte ganz andere Probleme. Als mit Rückenschmerzen geplagte Kosmetikerin musste Lulu in ihrer Rolle sehr extravagante Fingernägel tragen. „Die waren schon eine Herausforderung“, lachte sie, „ich habe sie sofort nach Ende der Dreharbeiten abgemacht“. Yvonne Yung Hee Bormann gewann während der Hospitation in einem echten Salon „Respekt vor diesem Beruf.“ Es sei doch eine sehr intime Arbeit mit Menschen. Monika Lennartz, im Film die sturköpfige Thea Nocke, war vom Buch „entzückt“, weil die Menschen dort mit sehr viel Liebe beschrieben würden. „Ursula Werner hatte mich für die Rolle vorgeschlagen und ich bin ihr sehr dankbar dafür.“
Für die Produzentinnen Henriette Lippold und Leonie Geisinger war der Roman „eine wundervolle Vorlage, aber auch eine Herausforderung, ihn umzusetzen.“ Für sie ist „Marzahn Mon Amour“ eine Hommage an den Bezirk, der diese auch verdient hat.
Teaser: ©ARD Degeto Film/UFA Fiction/Oliver Vaccaro/bearb. R. Friedrich